Das WebQuest-Modell wurde 1995 von dem amerikanischen Wissenschaftler Bernie Dodge von der San Diego State University mit Hilfe des Australiers Tom March entwickelt. Die Grundüberlegung war, wie es möglich sei dass Lernende Informationen aus dem Internet sinnvoll nutzen können. Sie konzipierten ein Modell, das sie WebQuest nannten. Bernie Dodge definiert das entwickelte Konzept eines WebQuests wie folgt:
„A WebQuest is an inquiry-oriented activity in which some or all of the information used by learners is drawn from the Web. WebQuests are designed to use learner’s time well, to focus on using information rather than looking for it, and to support learners` thinking at the levels of analysis, synthesis and evaluation.” (Dodge 1997)
WebQuests stellen damit als computergestützte Lehr-/ Lernarrangements eine Stützstruktur für Lehrkräfte dar, um Projektarbeiten unter Nutzung von Internetquellen zu konzipieren und durchzuführen.Die Strukturvorgaben helfen, die Projektarbeit übersichtlich zu gestalten (vgl. Bescherer 2003, S.28). Ebenso wird vermieden, dass Massen an Informationen unreflektiert angesammelt werden. Frei übersetzt sieht Gerber (2003, S.8) ein WebQuest als eine „abenteuerliche Spurensuche im Internet“. Der Schwerpunkt liegt jedoch nicht auf der Suche der Informationen, sondern auf ihrer Nutzung und Weiterverwendung. Dieses formuliert Bescherer (2005) wie folgt: „WebQuests wollen vor allem erreichen, dass Schülerinnen und Schüler Informationen aus dem Internet fachlich ertragreich nutzen und sich dabei nicht in einem Übermaß an unbewerteten und unstrukturierten Seiten verlieren.“ Damit verfolgt man außerdem das Anliegen, die Zeit der Lernenden sinnvoll und effizient zu nutzen.
2. Aufbau von WebQuests
Ein WebQuest besteht aus sechs Einzelteilen, die klar definierte Aufgaben beinhalten. Dodge gliedert ein WebQuest in folgende Schritte:
Einleitung Die Einleitung stellt als ersten Schritt eine Einführung in die Thematik dar. Ihre Intention ist es, die Aufmerksamkeit des Lernenden auf sich zu ziehen. Motivationale sowie kognitive Wirkungen (vgl. Bescherer 2002, S. 77) sollen erzielt werden, um die Lust der Lernenden auf das Thema zu wecken. Dabei wird oft an das Vorwissen der Lernenden angeknüpft und ihr Interesse gezielt geweckt. Dieses kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden, z.B. durch ein Bild, einen Text, einen Film, eine Problemdarstellung, ein Rätsel oder ein Gespräch.
Aufgabe An zweiter Stelle steht die Aufgabe. Die Aufgabe kann als ein Arbeitsauftrag oder ein zu lösendes Problem gestellt werden. Die Aufgabe oder das Problem sollte für die Lernenden machbar, aber auch interessant sein. Beschrieben wird dabei das zu erzielende Endresultat der Projektarbeit. Die Schilderung des Vorgehens folgt erst im Teil „Prozess“. Die Vorgehensweise soll eine Hilfe bei der Planung sein, die zur Bewältigung der Aufgabe notwendig ist. Als Aufgabenlösung sollte möglichst ein Produkt entstehen. Dieses kann beispielsweise ein Plakat, eine Internetseite, eine Homepage, ein Rollenspiel oder eine mündliche Präsentation sein.
Vorgehen Nach der Aufgabe folgt die Beschreibung der Vorgehensweise. Hier ist formuliert, „welche Prozesse sie durchlaufen sollen, um die Aufgabe zu lösen.“ (Bescherer 2002, S. 78) Eine klare Struktur der geforderten Aktivitäten ist dabei für die Schüler von essentieller Bedeutung. Detailliert soll beschrieben sein, welche Prozesse die Lernenden beim Lösen der Problemstellung durchlaufen sollen. Organisationshilfen und Tipps helfen den Schülern beim eigenständigen Lernen nicht den Überblick zu verlieren. Besonders bei einer netzbasierten Lernumgebung kann es durch die nicht-lineare Darstellungsform zu einer Desorientierung der Schüler kommen. Die Stärke der Strukturierung sollte sich nach dem Alter und der Kompetenz der Lernenden richten.
Quellen Im vierten Schritt werden die Quellen genannt, die den Lernenden zur Bearbeitung der Aufgabe zur Verfügung stehen. Dieses sind Internetadressen, können aber auch Bücher, Artikel, Nachschlagewerke und weitere Medien sein. Die Informationsquellen sollen in das WebQuest integriert werden, so dass die Schüler direkt auf die Quellenangaben zugreifen können. „Besonders wichtig ist, dass zu jedem inhaltlichen Arbeitsauftrag Ressourcen angegeben werden und dass diese zuvor vom Lehrer auf ihre Qualität hin geprüft worden sind, so dass es sich um möglichst zuverlässiges Material handelt.“ (Steveker 2002) Dabei ist es wichtig, dass die Informationen nicht genau der Lösung der Aufgabe entsprechen. Weiterhin sollten die Quellen in Bezug auf die sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Schüler angemessen sein (vgl. Bescherer 2002, S. 79). Vor Beginn des WebQuest Einsatzes im Unterricht sollten alle Quellen noch einmal überprüft werden. „Durch die Schnelllebigkeit des WWW verschwinden viele Adressen oder führen zu ganz anderen, unerwünschten Seiten.“ (ebd.) Ein Vorteil von WebQuest soll das Vorgeben von Internetquellen sein, so dass ein „lost in cyberspace“ minimiert wird. Das eigenständige Recherchieren der Schüler soll jedoch nicht unterbunden werden. Je nach Kompetenz und Alter der Schüler können viele genaue Angaben gemacht werden oder offene Räume zur Recherche geschaffen werden.
Bewertung Der fünfte Schritt eines WebQuests ist die Evaluation. Die Leistungen der Schüler, die während des Unterrichtsvorhabens entstehen, sollen benotet werden. Da das WebQuest-Modell aus Amerika kommt, werden die Bewertungskriterien, wie es im englischsprachigen Raum selbstverständlich ist, bereits in das WebQuest integriert und somit vorab bekannt gegeben. Für deutsche Lehrerinnen und Lehrer ist dieses eher unüblich. Bescherer sieht darin jedoch Vorteile (vgl. 2002, S. 80). Zum einen entscheiden die Lernenden selbst, welche Note sie anstreben, und zum anderen muss die Lehrkraft sich bewusst machen, was sie realistisch für jede Note erwartet. Die Bewertungskriterien werden in vielen WebQuests in tabellarischer Form eingefügt und zeigen einen Überblick über quantitative und qualitative Aspekte. „Darüber hinaus sollen die Schüler in einem Klima des eigenständigen und prozessorientierten Lernen die eigenen Lernstrategien möglichst reflektieren und verbessern, d.h. sie sollen überlegen, wie sie gelernt haben, welche Probleme sie angetroffen haben und wie sie ihre Lernstrategie optimieren könnten.“ (Steveker 2002) Werden solche metakognitiven Phasen in das Modell integriert, kann der Lernerfolg durch die Selbstevaluation der Schüler wesentlich verstärkt werden.
Fazit Den Abschluss eines WebQuests bildet das Fazit. „A conclusion that brings closure to the quest, reminds the learners about what they’ve learned, and perhaps encourages them to extend the experience into other domains.” (Dodge 1997) Dieser Schritt dient der Abrundung und besteht aus einer Abschlusspräsentation, Diskussion oder Ähnlichem. Es können Anregungen zur Verallgemeinerung oder Weiterführung der bearbeiteten Aufgaben gegeben werden (vgl. Bescherer 2005). Außerdem soll dieser Schritt eine Verbindung oder Überleitung zum nachfolgenden Unterricht darstellen.